Robert Stewart, 2. Marquess of Londonderry

Blick auf Castlereagh zentral stehend, hinter ihm ein Vorhang drapiert
Robert Stewart, Viscount Castlereagh, Porträt von Thomas Lawrence (um 1810)

Robert Stewart, 2. Marquess of Londonderry, KG, PC (* 18. Juni 1769 in Dublin; † 12. August 1822 in London), war ein britischer Staatsmann. Von 1796 bis 1821 führte er den Höflichkeitstitel Viscount Castlereagh, unter dem er allgemein bekannt geworden ist.

Einer adeligen Familie mit irisch-schottischen Wurzeln entstammend, erhielt Castlereagh eine privilegierte Ausbildung und wurde dank der Unterstützung seines Vaters 1790 ins irische Parlament gewählt. Zunächst trat er als Reformer auf und setzte sich u. a. für die Gleichstellung der Katholiken (Katholikenemanzipation) sowie die Eindämmung der Patronage im politischen System ein; politisch stand er den Whigs um Charles James Fox nahe. Unter dem Eindruck der zunehmend chaotischer und blutiger verlaufenden Französischen Revolution wechselte er jedoch um 1794 seine politische Orientierung und schloss sich Premierminister William Pitt dem Jüngeren an, der seine politischen Talente schnell erkannte und ihn förderte. Als einer von Pitts Leutnants in Irland schlug er 1798 den irischen Aufstand nieder und setzte in der Folge mit einer Mischung aus weitgehenden politischen Versprechungen, politischem Druck und Bestechungen den Act of Union 1800 durch, der die staatliche Vereinigung der beiden Königreiche zum Vereinigten Königreich Großbritannien und Irland besiegelte. Die implizit versprochene politische Gleichstellung der Katholiken konnte Pitt d. J. jedoch gegen den Widerstand von König Georg III. nicht durchsetzen, worauf er (und mit ihm Castlereagh) zunächst zurücktraten.

Castlereagh trat bald erneut in die Regierung (als Präsident des Kontrollamtes) ein; vor dem Hintergrund des neu ausgebrochenen Kriegs gegen das Napoleonische Frankreich stieg er in schneller Folge zum Führer des Unterhauses und Kriegsminister auf. Nach Pitts Tod und erneuter kurzer Oppositionsphase wurde er in der Regierung Portland 1807 erneut Kriegsminister. In der Folge kam es zu Meinungsverschiedenheiten mit Außenminister George Canning, die 1809 zu einem Duell zwischen beiden und zum Rücktritt beider führten. 1812 wurde Castlereagh Außenminister und avancierte schnell zu einem der führenden Staatsmänner Europas. Im Zusammenspiel mit dem österreichischen Außenminister Metternich kam ihm zunächst eine maßgebliche Rolle bei der Bildung der großen Koalition gegen Napoleons Vorherrschaft und bei der folgenden politischen Neugestaltung Europas zu. Seine Außen- und Innenpolitik gingen Hand in Hand: Außenpolitisch etablierte er in Einvernehmen mit Metternich das Prinzip der Monarchenkongresse und achtete dabei im Rahmen der Pentarchie auf ein Gleichgewicht der Kräfte auf dem europäischen Kontinent, innenpolitisch verfocht er wie Metternich repressive Maßnahmen, wenn auch ohne Absolutismus, machte sich damit in großen Teilen der Öffentlichkeit unbeliebt. Seinem Suizid im August 1822 waren mehrere Tage psychischer Entgleisung vorausgegangen.


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